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Baumpflege

Alte Eiche mit einem Stammumfang von ca. 6 mNeben der forstlichen Nutzung finden Bäume reichlich Verwendung im Garten- und Landschaftsbau. In den vergangenen Jahren hat sich mit der Baumpflege ein eigener Berufsstand zum Erhalt und zur fachgerechten Behandlung von Bäumen in unseren Regionen entwickelt. Um Ihnen das Thema Baumpflege näher zu bringen, sind neben Kurzbeschreibungen über den Aufbau und die Lebensvorgänge des Baumes auch der fachgerechte Umgang mit Baumbestand während der Pflege vor Ort erläutert.
Ziel der Baumpflege ist es möglichst vitale, gesunde und verkehrssichere Bäume zu entwickeln und zu erhalten.

Der Baum
Als Baum wird im Allgemeinen eine Pflanze verstanden, die aus Wurzeln, einem hochgewachsenen Stamm und einer belaubten Krone besteht. Bäume werden als mehrjährige, holzige Pflanzen, die einen Stamm aufweisen, der durch Dickenwachstum an Stammumfang zunimmt, verstanden. Diese Merkmale unterscheiden einen Baum von Sträuchern, Farnen, Palmen und anderen holzigen Pflanzen. Bäume haben Blätter oder Nadeln, die mehrfach verzweigten Seitentrieben (Lang- und Kurztrieben) entspringen. Stamm, Äste und Zweige verlängern sich jedes Jahr durch Austreiben von Knospen, verholzen dabei und nehmen an Umfang zu.
Bei Gehölzen, die im Jahreszeitenklima wachsen, bildet während der Vegetationsperiode je ein Triebabschnitt (Jahrestrieb). Kommt es, wie bei der Eiche, während der Vegetationsperiode zu einem weiteren Austrieb, spricht man vom Johannistrieb. Tropische Arten neigen zu mehrfachem Austrieb. Aus der Zahl der Jahrestriebe und dem Grad der Verzweigung lässt sich das Alter eines Astes ermitteln.
Die Bäume können ein Alter von mehreren Hundert Jahren, auf bestimmten Standorten sogar von mehreren Tausend Jahren erreichen. Als älteste Bäume der Welt gelten die Grannenkiefern in den White Mountains in Kalifornien, USA, die dort an der Baumgrenze wachsen und fast 5.000 Jahre alt sind.
Wächst der Baum unter im Jahresrhythmus schwankenden Temperaturen, wird während der Vegetationsperiode ein Jahresring angelegt. Mithilfe dieser Ringe lassen sich sowohl das Alter eines Baumes als auch dessen Wuchsbedingungen in den einzelnen Jahren ablesen. Manche Wissenschaftler nutzt dies, um das Alter von altem Holz festzulegen und das Klima einer Region bis zu mehreren Tausend Jahren zu rekonstruieren.
Seine Entwicklung bringt für den Baum zahlreiche Probleme und Schädigungen mit sich. Hierunter fallen vor allem Pilz- und Insektenschäden, Windbruch (Baumteile brechen ab), Windwurf (der Baum wird mit den Wurzeln aus dem Boden gehebelt), Schneebruch (Baumteile unter schweren Schneelasten brechen ab), Blitzschaden (Stammteile werden abgesprengt), Frost (Trockenschaden durch Transpiration bei gefrorenem Boden, Stammrisse) und bei Jungbäumen übermäßiger Wildverbiss und Schälungen. Die verschiedenen Krankheiten, von denen Bäume befallen werden können, bezeichnet man als Brand, Krebs, Rost, Mehltau, Weißfäule, Braunfäule, Harzfluss. Zu Missbildungen an Bäumen zählt man die Maserkröpfe oder die Hexenbesen.
Aufbau des Baumstammes
Darstellung: Gewebeschichten Ein Querschnitt durch einen Baumstamm zeigt verschiedene Zonen. Die äußerste Schicht bildet die Baumrinde. Sie besteht aus der Bastschicht, die in Wasser gelöste Nährstoffe transportiert, und der Borke, die den Stamm vor Umwelteinflüssen schützt.
Zwischen der Bastschicht und dem Holz befindet sich das Kambium. Diese Wachstumsschicht bildet durch Dickenwachstum nach innen Holz (Xylem) und nach außen Bast (Phloem). Das Holz zeichnet sich durch die Einlagerung von Lignin in die Zellwand aus. Dadurch werden die Zellen versteift und bilden ein festes Dauergewebe.

Querschnitt durch einen Lindenstamm. Stammumfang 138 cm, Alter zur Zeit der Fällung 69 Jahre. Der Baum wurde dem nach 1929 aufgeschult.Dies geschieht durch Zellvermehrungsprozesse, die beiderseits im anliegenden Gewebe stattfinden. So wird alljährlich an der Außenseite des Holzringes eine neue Zone Holzgewebe angelegt, wodurch die Jahresringe des auf diese Weise erstarkenden Holzkörpers entstehen, die man als Linien am Stammquerschnitt wahrnimmt. Andererseits erhält aber auch der weiter außen liegende Bast an seiner Innenseite einen jährlichen, wenn auch weit geringeren Zuwachs. Auf diese Weise kommt die dauernde Verdickung des Stammes und aller seiner Äste sowie auch der Wurzeln zustande. Das Dickenwachstum, die Holzbildung der Zellwand und die Vermehrung durch Samen verschafften den Bäumen in den meisten Lebensbereichen der Erde einen Vorteil gegenüber den anderen Pflanzen.

Holz
Als Holz wird Dauergewebe bezeichnet, dass durch die Zellteilung des Kambiums erzeugt wird. Das Kernholz besteht aus nicht aktiven Zellen, bildet den Holzkörper und hat eine statische Bedeutung für Bäume. Je nach Baumart wird Reifholz, echtes Kernholz oder Falschkernholz ausgebildet. Reifholz zeigt keine farblichen unterschiede zum Splintholz. Echtes Kernholz hingegen ist farblich verändert und es sind zu dem spezielle Stoffe gegen Fäule eingelagert. Falschkernholz ist zwar farblich verändert enthält jedoch keine Einlagerungen. Reaktionsholz ist zusätzliches Dickenwachstum, als Reaktion auf statische Veränderungen. Es wird zum Beispiel bei Bäumen mit Schiefstand gebildet um die ungleiche Last auf nehmen zu können.
Splintholz grenzt unmittelbar an das Kambium an und ist zum Bauminneren ausgerichtet. Es ist für die Nährstoffaufnahme und Wasserleitung zuständig. Es besitzt auch die Fähigkeit der Speicherfunktion für Reservestoffe. Je nach Baumart und zunehmenden Alter und verlieren die Splintholzzellen ihre Leit- und Speicherfähigkeit.
Wundholz entsteht als Reaktion auf Verletzungen des Kambiums. Der Baum kann durch die Wundholzbildung Schäden überwallen und somit verschließen.
Die Wurzel
Auch in der Wurzelbildung unterscheiden sich die Bäume untereinander. Sie dient der Verankerung des Baumes im Boden ebenso wie die Notwendigkeit der Versorgung der Pflanze mit Wasser und Nährstoffen. Man spricht entsprechend der Form des Wurzelstocks von Pfahlwurzel, Flachwurzel oder Herzwurzeln. Bei der Pfahlwurzel wächst die Hauptwurzel senkrecht in den Boden hinab, was besonders bei die Eiche zutrifft. Flachgründige Böden und hoch anstehendes Grundgestein oder Grundwasser begünstigen z.B. die Bildung von Flachwurzeln. Trockene Böden begünstigen eine Bildung von Pfahlwurzeln. Die überwiegende Masse des Wurzelstocks machen bei den Bäumen nicht die verholzten Wurzelteile, sondern die, mit einem Pilzgeflecht behafteten Feinwurzeln aus. Die Gesamtwurzelmasse reicht oft an die Masse der oberirdischen Pflanzenteile heran.
Wurzelkappungen infolge von Baumaßnahmen bewirken das Absterben von Wurzelteilen und führen zum Eindringen von Holz zerstörenden Pilzen in den Baum.
Die Blätter
Die Anzahl der Blätter an Bäumen ist sehr unterschiedlich z.B. hat eine 80-jährige Buche etwa 900.000 Blätter. Großbäume können an warmen Tagen mehrere Hundert Liter Wasser über ihre Blätter verdunsten.
Bäume tragen Laubblätter oder Nadelblätter, die entweder mehrjährig am Baum verbleiben oder am Ende einer Vegetationsperiode abgeworfen werden. Die Nadelgehölze sind mit einigen Ausnahmen immergrüne Arten.
Die Gestalt der Blätter ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Anordnung, Form, Größe, Farbe, Nervatur und Zähnung sowie haptische Eigenschaften können zur Unterscheidung herangezogen werden. Zur Unterscheidung im unbelaubten Zustand sind die (Blatt-)Knospen des Baumes wichtig. Eine eindeutige Bestimmung der Baumarten ist anhand der Blüten oder Früchte möglich. Manche Bäume sind mit Dornen ausgestattet. Dies sind entweder kurze Zweige, die mit dorniger Spitze enden, oder es sind stachelartig ausgebildete Nebenblätter wie etwa bei der gewöhnlichen Robinie.
Ein europäischer Laubbaum trägt durchschnittlich 30.000 Blätter, die zusammen eine enorme Transpirationsleistung ergeben.
Beispiel einer 80-jährigen, alleinstehenden Rotbuche:
In diesem Lebensalter ist der Baum etwa 25 m - 30 m hoch, und seine Baumkrone mit einem Durchmesser von bis zu 20 m, kann eine Standfläche von ca. 200 m² bedecken. Ein Baum dieser Größe hat geschätzte 900.000 Blätter mit einer gesamt Blattoberfläche von 1.800 m². Der Baum filtert die Luft, bindet Stäube, verbraucht Kohlenstoffdioxid und im gleichen Zeitraum deckt er den Sauerstoffverbrauch von ca. zehn Menschen. Die geschätzten 18 m³ Holz des Baumes wiegen trocken 14.400 kg, allein 7.200 kg davon sind gespeicherter Kohlenstoff.
Die Blüten
Die Blüten von Bäumen sind unterschiedlich mal unscheinbar mal gut sichtbar. Einige Baumarten haben eingeschlechtige Blüten. Dabei sitzen die Blüten beider Geschlechter entweder auf demselben Baum (einhäusig getrenntgeschlechtig) zum Beispiel Eiche, Buche, Hainbuche, Birke, Erle und Nussbaum oder auf verschiedenen Bäumen (zweihäusig getrenntgeschlechtig), sodass man männliche und weibliche Bäume zu unterscheiden hat. Unter anderem ist dies so bei Weiden und Pappeln. Andere Bäume wie Obstbäume, Rosskastanie und andere Bäume haben Zwitterblüten, die sowohl Staub- als auch Fruchtblätter ausbilden.
Frucht- und Samenbildung

Gehölze können durch Pflanzenteile oder durch Aussaat vermehrt werden. In Baumschulen findet eine gezielte Anzucht und Vermehrung von Bäumen statt.

Über die Frucht- und Samenbildung erfolgt die Vermehrung von Bäumen. Die Früchte und Samen werden erst nach der Bestäubung der Blüten gebildet und reifen dann am Baum, bis sie zu Boden fallen und aus ihnen ein neuer Baum entsteht. Samen und Früchte sehen von Baumart zu Baumart unterschiedlich aus. Auch werden Samen und Früchte auf unterschiedliche Weisen verbreitet. Sie werden z.B. von Vögeln verspeist die, die Samen zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Kot ausscheiden und so an einer anderen Stelle neues Leben entsteht lassen. Manche Samen werden über den Wind verbreitet und andere wiederum werden von Eichhörnchen versteckt.

Wachstum
Wie bei allen Pflanzen unterliegt auch bei Bäumen das Wachstum äußeren Einflüssen. Zu denen zählen die Standortverhältnisse und das Klima. Während der Vegetationsperiode sorgen die Wachstumszellen in den Ästen und im Stamm für stetigen Längen- und Dickenzuwachs. Beginn und Ende der Vegetationsperiode ist je nach Baumart durch die Witterung und die Wasserverfügbarkeit bzw. durch die Tageslänge bestimmt. Bäume sind so in der Lage, sich an ändernde Wuchsbedingungen anzupassen. Die Produktion von neuem Gewebe mit sekundärem Dickenwachstum und die Anlage neuer Jahrestriebe bewirken, dass sich ein Baum ständig von innen nach außen erneuert.
Wasserleitung
Der Wassertransport bei Bäume erfolgt durch Wasseraufnahme, durch Saugspannungen in den Leitgeweben der Wurzeln infolge von Wasserverdunstung über die Blätter. Dabei müssen Baumhöhen bis über 100 Metern überwunden werden. Dies ist nur mit enormen Drücken im Gewebe möglich. Im Frühjahr, wenn die Bäume noch unbelaubt sind wird Zucker in den Speicherzellen mobilisiert und durch den aufgebauten osmotischen Druck fließt Wasser aus den Wurzeln in das Leitgewebe nach. Bei der Wasseraufnahme werden im Bodenwasser gelöste Nährsalze (vor allem K, Ca, Mg, Fe) mit aufgenommen.
Abschottung
Als Abschottung wird die Reaktionsfähigkeit von Geweben in den lebenden Bereichen des Baumes bezeichnet die durch Verletzung oder Fäule ausgelöst wird. Dabei wird beschädigtes oder krankes Gewebe von gesundem Gewebe abgrenzt. Der Baum verhindert so die Ausbreitung von Schäden oder Fäule. Die Errichtung von sogenannten Schutzzonen ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Diese sind unter anderem die Ast- oder Stammdicke, Vitalität des Baumes und die Baumart um nur einige zu nennen.
Ast/Astring

Äste werden in Abhängigkeit ihres Durchmessers in folgende Bezeichnungen unterteilt:

  • Feinast/Zweig
    Durchmesser 1 cm
  • Feinast
    Durchmesser 1 cm bis 3 cm
  • Schwachast
    Durchmesser 3 cm bis 5 cm
  • Grobast
    Durchmesser 5 cm bis 10 cm
  • Starkast
    Durchmesser 10 cm und größer
  • Zugast/Versorgungsast
    Ist ein nachgeordneter Ast, der nach Einkürzen eines übergeordneten Astes stehen bleibt und das Abschotten der Schnittstelle fördert. Des Weiteren übernimmt dieser Ast die Leitfunktion des verbliebenen Astteils. Der Durchmesser des Zugastes sollte ein Drittel des eingekürzten Astes aufweisen, gemessen an der Schnittstelle.
  • Der Astring
    Als Astring wird die Verdickung am Stamm bezeichnet, aus der ein Ast herauswächst. Diese Verdickung ist nach Möglichkeit bei Abschnitt des Astes zu erhalten. Hier befinden sich Schutzzonen die Wunden schnell überwallen lassen. Nur so kann der Baum die entstandene Wunde gut schließen.

Kronenschnitt
Allgemein dienen Schnittmaßnahmen in der Krone der Entwicklung und dem Aufbau (besonders bei Jungbäumen) sowie dem späteren Erhalt von vitalen und gesunden Bäumen. Auch ist ein fachgerechter Kronenschnitt Grundlage für einen verkehrssicheren Baumbestand. Ein fachgerecht gepflegter Baumbestand kann seine vorgesehene Funktion über einen langen Zeitraum erfüllen. Wichtig ist es die Schnittmaßnahmen auf das arttypische Erscheinungsbild abzustimmen. Die geplanten Maßnahmen sind so früh wie möglich durchzuführen, um Folgeschäden wie z.B. einfaulende Schnittstellen oder Zwieselbildungen zu vermeiden.
Dies ist zu erreichen, wenn Fehlentwicklungen früh erkannt und Schnittwunden klein gehalten werden. Des Weiteren sollte beachtet werden, dass Feinst-, Fein- und Schwachäste nicht mit der Motorsäge geschnitten werden. Der Abschnitt von Starkästen sollte möglichst nicht erfolgen. Ist der Abschnitt unvermeidlich, sollte zuvor geprüft werden, ob eine Einkürzung der Äste ausreichen würde. Die Entfernung von Starkästen bei Kastanie, Birke, Populus und Weide ist besonders problematisch, da diese Bäume zu den schlecht abschottenden Baumarten gehören.

Die Kronenpflege beinhaltet das Entnehmen von toten, kranke, gebrochenen, beschädigten, sich kreuzenden und reibenden Ästen. Auch Fehlentwicklungen sind gerade im Fein- und Schwachastbereich durchzuführen. Bei jeder Schnittmaßnahme ist darauf zu Achten das keine Stummel am Stamm verbleiben, sondern auf Astring geschnitten wird.

Die Kappung von gesunden Baumkronen ist nicht fachgerecht und wirkt Baum zerstörend. Gekappte Bäume sind nur bedingt verkehrssicher, da sich ihre Vitalität stark verändert. Schnittstellen beginnen zu faulen und gebildete Ständertriebe an den Kappstellen sind nicht mehr bruchsicher. Die Gefahr des Pilzbefalls am Stamm und in der Krone steigt stark an. Kappstellen sind auch regelmäßig nachzuschneiden und zu kontrollieren.

Bei der Kronenauslichtung werden eng stehende, überzählige Äste und Wasserreiser des Fein- und Schwachastbereichs entfernt. Unterschieden wird je nach Umfang der Entnahmestärke in leicht mittel und stark.

Sondermaßnahmen stellen eine Ausnahme dar. Diese sind durch den Baumzustand hervorgerufen und im Einzelfall zu prüfen. Gründe können sein z.B. nachlassende Vitalität oder auch Sturmschäden. Auch sind besondere Maßnahmen zum Erhalt von Altbaumbestand möglich. Im Rahmen der Baumpflege sind dies Kroneneinkürzungen im Grobastbereich oder das Einbringen von geeigneten Kronensicherungen in die Krone zur Herstellung der Bruchsicherheit. Auch bei diesen Maßnahmen ist stets die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Bäume erhalten und Sicherheit gewährleisten

 



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